8. Mai 2023
Herr Rösch, wie ist das Aargauer Rote Kreuz organisiert?
Wir sind ein organisatorisch und finanziell unabhängiger Verein mit eigener Rechnungslegung – und keine Sektion des nationalen Roten Kreuzes, wie viele denken. Der Verein hat einen eigenen Vorstand, der ehrenamtlich arbeitet, und eine eigene Geschäftsführung. Spendengelder machen über einen Drittel unseres Budgets aus, mit dem wir Menschen in Not vor Ort im Kanton Aargau unterstützen. Jeder gespendete Franken an uns wird für Hilfsprojekte im Kanton Aargau eingesetzt. Von Bund und Kanton erhalten wir nur gegen konkret erbrachte Leistungen eine Abgeltung.
Was ist der Unterschied zwischen dem Aargauer Roten Kreuz, dem nationalen Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK)?
Das Aargauer Rote Kreuz setzt sich in den Bereichen Entlastung, soziale Integration und Bildung für benachteiligte Menschen im Kanton Aargau ein. Das nationale SRK engagiert sich vor allem für Hilfsprojekte und bei Naturkatastrophen im Ausland. Und das IKRK ist weltweit tätig im Schutz von Opfern gewalttätiger Konflikte. Weil wir das gleiche Emblem tragen – das rote Kreuz –, können uns viele Menschen nicht unterscheiden. Daran arbeiten wir täglich.
Gehört das Aargauer Rote Kreuz nun zum SRK oder nicht?
Organisatorisch und finanziell ist das Aargauer Rote Kreuz unabhängig vom nationalen SRK. Als Aargauer Rotkreuz-Kantonalverband sind wir ein Mitglied des SRK, das in diesem Fall wie ein Dachverband fungiert. Als Mitglied profitieren wir von verschiedenen Leistungen seitens SRK und nutzen Synergien.
Wer ist im Kanton Aargau auf Unterstützung angewiesen?
Es sind ältere oder beeinträchtigte Menschen, die nicht mehr mobil sind oder kein soziales Netzwerk mehr haben. Es sind aber auch betreuende Angehörige, die sich rund um die Uhr um ihnen nahestehende Menschen kümmern und häufig die eigenen Bedürfnisse hinten anstellen. Es sind junge Familien in Notsituationen, Menschen mit einer psychischen oder physischen Beeinträchtigung mit Wunsch nach mehr Autonomie oder Personen mit Fluchthintergrund, die viele Fragen haben und unsicher sind. Kurz gesagt: Wir helfen überall, wo die Not am grössten ist.
Dass im Kanton Aargau viele Menschen auf die Hilfe des Aargauer Roten Kreuzes angewiesen sind, zeigen einige Zahlen aus dem Jahresbericht 2022. So fuhren Rotkreuz-Freiwillige 2,8 Millionen Kilometer für mobilitätseingeschränkte Menschen, die zum Arzt oder zur Therapie mussten. In über 2600 Einsätzen entlasteten Rotkreuz-Mitarbeitende betreuende Angehörige. Über 12 Tonnen Lebensmittel und Hygieneartikel verteilten wir bei der Aktion «2× Weihnachten» an armutsbetroffene Personen im Kanton Aargau. Das sind nur ein paar Beispiele.
Wo sehen Sie die zukünftigen Herausforderungen des Aargauer Roten Kreuzes?
Unsere Welt verändert sich dauernd. Auch die Notlagen und Bedürftigkeit der Menschen verändern sich. Wir sind daher gefordert, unsere Hilfsprojekte stetig auf deren Wirkung zu prüfen und anzupassen und neue bedarfsgerechte Projekte zu lancieren.
Zwei Beispiele: Wir fördern unser Jugendrotkreuz mit Nachdruck. Rund 200 freiwillige Jugendliche engagieren sich im Generationenaustausch im Altersheim, unterstützen junge Geflüchtete bei der Lehrstellensuche, veranstalten Sportanlässe für Menschen mit Fluchthintergrund und vieles mehr. Wir investieren markant in die Digitalisierung unserer Dienstleistungen. Seit Anfang Jahr können unsere Freiwilligen ihre Einsätze mit einer App planen und rapportieren.
Alle unsere Kraft wird weiterhin für die zeitgemässe, nachhaltige und flexible Unterstützung von Aargauerinnen und Aargauern in schwierigen Lebenslagen eingesetzt.
