Vom Pyjama bis zur syrischen Tracht

Frauen aus 28 Ländern schneidern im Nähatelier des Roten Kreuzes in Rheinfelden ihre Kleider und lernen dabei die Schweizer Kultur kennen. An der Modenschau diesen Mittwoch präsentierten sie ihre neusten Kreationen.

Rheinfelden, 01.12.2017

«Rima Al-Sweid zeigt uns ein traditionelles Kleid, das die Frauen in Syrien am Hennaabend, also am Tag vor ihrer Hochzeit, tragen», erklärt Moderatorin Olga Gontcharova. Stolz schreitet die Syrerin in dem reichverzierten Gewand über den improvisierten Laufsteg. Begeistert klatscht das Publikum zum Takt der orientalischen Hintergrundmusik.

Mit Handwerk gegen Herzschmerz

Als Kontrastprogramm läuft kurz darauf Rimas Tochter in einem sehr modernen Outfit mit Kopftuch über den Rheinfelder Catwalk. Seit sie und ihre Mutter vor knapp zwei Jahren aus Syrien in die Schweiz geflüchtet sind, besuchen sie regelmässig das Nähatelier des Aargauer Roten Kreuzes in Rheinfelden. Zusammen mit Frauen aus 28 unterschiedlichen Ländern nähen und flicken sie hier unter der fachkundigen Anleitung von Olga Gontcharova ihre Kleider.

«Fast noch wichtiger als das Nähen ist der Austausch der stattfindet», betont die Schneiderin, die selbst als Migrantin in die Schweiz kam. Sie weiss, wie schwierig es ist, als erwachsene Frau in der Schweiz Anschluss zu finden. Seit der Gründung des Nähateliers 2010 gibt sie hier deshalb ihr Wissen weiter. «Bei uns können die Frauen ungeniert Deutsch üben und über ihre Sorgen sprechen», erklärt sie. «Nichts ist besser wenn man ein schweres Herz hat, als mit den Händen etwas zu machen und zu lachen.»

Tanzeinlagen zur Pyjamaparty

Mit dieser Einstellung scheint die Leiterin des Nähateliers auch ihre Schützlinge angesteckt zu haben. Je länger die Modenschau dauert, desto selbstbewusster werden die Models. Als zum Abschluss der Sparte «Abendmode» eine der Frauen ihr selbstgenähtes Pyjama vorführt und andere sich zu einer kleinen Tanzeinlage hinreissen lassen, ist die Party perfekt.