Freiwilligenanlass Jugendrotkreuz

Von Bern und Bangladesch

Am diesjährigen Freiwilligenanlass am 14. September reisten die Freiwilligen des Aargauer Jugendrotkreuzes nach Bern und Bangladesch. Es erwartete sie ein abwechslungsreicher Tag mit spannenden Einblicken in die Arbeit rund um Flüchtlingslager.

Samstagmorgen, 14. September, in der Geschäftsstelle des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) in Wabern. Junge Freiwillige sitzen im Raum namens Kambodscha und staunen über die Statistiken, die vor ihnen angezeigt werden. Programmkoordinatorin Sophie Hirsig erzählt über die Menschen, die weltweit auf der Flucht sind. «Wie viele Jahre verbringen Menschen im Durchschnitt auf der Flucht?», fragt sie die jungen Besucherinnen. Eine Freiwillige streckt den Arm und sagt, länger als 10 Jahren können es nicht sein. «Es sind 17 Jahre», antwortet Sophie. «Es gibt Menschen, die ihr Leben lang auf der Flucht sind».

Der weltweite Einsatz des SRK

Sophie Hirsig ist verantwortlich für das SRK-Projekt in Cox’s Bazar. Cox’s Bazar ist ein Distrikt in Bangladesch, der fast eine Million Flüchtlinge aus dem Westen des Nachbarstaates Myanmar beherbergt. Die Lebensbedingungen in riesigen Flüchtlingslagern, wie Cox’s Bazar, sind zunehmend prekär, das Ende der Krise ist nicht in Sicht. Deshalb engagiert sich das SRK neben unmittelbarer Überlebenshilfe auch mit längerfristiger Unterstützung für die Frauen, Kinder und Männer, die dorthin vor der Gewalt in ihrem Heimatland geflohen sind.

Doch nicht nur in Bangladesch ist das SRK vor Ort. Auch in Mali, dem Südsudan und in Bolivien engagieren sich Mitarbeitende des Departements für Internationale Zusammenarbeit (IZ). Rund 60 Personen sind an der Geschäftsstelle des SRK in Bern und im Logistikzentrum in Bern-Wabern für die IZ tätig. Dazu kommen über 30 Delegierte und Hunderte von lokalen Mitarbeitenden in rund 30 Einsatzländern. Bei Katastrophen stehen dem SRK verschiedene Fachleute für temporäre Einsätze zur Verfügung. «Das Departement Internationale Zusammenarbeit engagiert sich als Teil der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung in der Nothilfe und beim Wiederaufbau nach Katastrophen sowie in der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit», erzählt Sophie den Freiwilligen, die ihr aufmerksam zuhören. Im Fokus der Arbeit steht die Verbesserung der Gesundheit von benachteiligten Bevölkerungsgruppen.

Helfen, wo die Hilfe am nötigsten ist

Nach der Präsentation geht es weiter zum Logistikzentrum des SRK.  Die Führung übernimmt Pascal Möckli, der dort seit sieben Jahren tätig ist. Früher habe er in der Privatwirtschaft gearbeitet, erzählt Pascal, aber irgendwann wurde ihm klar, dass er einen neuen Weg einschlagen wolle. «Ich wollte weg von der Optimierung auf Kosten der Menschlichkeit und hin zu einer sinnstiftenden Arbeit. Das Rote Kreuz war da eine logische Wahl.» Überschwemmungen, Wirbelstürme, Erdbeben – dort wo es Hilfe braucht, kommt die Katastrophenhilfe des Roten Kreuzes zum Einsatz. Und wenn er gebraucht wird, packt Pascal seinen Rucksack und reist in ferne Länder, um als Mitglied der «Emergency Rescue Unit (ERU)» mit unmittelbarer Nothilfe zu unterstützen – ob in Nepal, Haiti oder Mosambik. «Kann man auch als Freiwillige dabei sein?», fragt eine Freiwillige des JRK. Pascal antwortet, dass er sich 100%-ig auf seine Aufgaben konzentrieren und schnell reagieren müsse, da bleibe keine Zeit für eine angemessene Freiwilligenkoordination und -unterstützung. Es kommen jedoch auch Freiwillige zum Einsatz, die von der nationalen Rotkreuzgesellschaft des betroffenen Landes rekrutiert und zusammen mit dem IFRC koordiniert werden.

Im sogenannten «Showroom» zeigt der Leiter Logistik, welche Hilfsgüter in Katastrophengebiete geschickt werden. Das können grosse Zelte sein, in welchen eine ganze Familie wohnen kann, Familienpakete mit Hygieneartikeln, Kochutensilien und Schulmaterial für die Kinder, oder auch «Shelter Repair Kits» zum Wiederaufbau der eigenen Unterkunft.  Hinter all dem steht der Grundgedanke der Hilfe zur Selbsthilfe. Die zur Verfügung gestellten Hilfsgüter sollen die Katastrophenopfer dabei unterstützen, möglichst bald wieder zu einem geregelten, eigenständigen Leben zurückkehren zu können. «Dabei sollen sie so viel wie möglich mitbestimmen, denn sie wissen ja am besten, was sie brauchen», erklärt Pascal. Er selbst ist immer wieder berührt von den persönlichen Begegnungen mit der lokalen Bevölkerung. «Die Dankbarkeit und die Herzlichkeit der Leute machen die Strapazen und das an die Grenzen kommen 100 Mal wieder wett.»

Spiel, Spass und Speis zum Abschluss

Nach der beeindruckenden Präsentation wartet ein Apéro auf die Freiwilligen. Diesen müssen sie sich aber erst verdienen:  Eine Schatzsuche mit Rätseln und Geheimcodes führt sie durch das sonnige Bern bis hin zum Lokal. Bei Speis und Trank können sie sich über den programmintensiven Tag und die spannenden Eindrücke austauschen. Anschliessend fahren alle müde und zufrieden nach Hause in den Kanton Aargau.