Bildung

Die Freude am Lernen weitergeben

Der siebenjährige Altan hat Mühe, sich in der Schule zu konzentrieren. Privatunterricht ist für die Eltern aber zu teuer. Damit auch Kinder wie Altan schulisch gefördert wer-den können, sucht das Aargauer Jugendrotkreuz dringend freiwillige Nachhilfelehr-personen.
Nachhilfelehrer mit Schüler bei der Nachhlfe des Aargauer Jugendrotkreuzes
Nachhilfelehrer mit Schüler bei der Nachhlfe des Aargauer Jugendrotkreuzes

Aarau, 2.7.2019

Zwölf minus drei, fünfzehn minus sieben, sechzig plus dreissig. Fleissig schreibt Altan die Rechnungen, die ihm sein Nachhilfelehrer diktiert, auf das leere A4-Blatt. Dann studiert er kurz und liefert eine korrekte Antwort nach der anderen. Adrian Schalch nickt anerkennend. Altan strahlt.

Gleiche Chancen für alle

Als einer von dreissig freiwilligen Nachhilfelehrerinnen und –lehrern beim Aargauer Jugendrotkreuz engagiert sich Adrian Schalch für die schulische Förderung von Kindern aus benachteiligten Familien. Seit letztem Dezember schaut der Brugger einmal pro Woche bei der Familie des siebenjährigen Altan vorbei und hilft ihm beim Lernen und bei den Hausaufgaben. Eine Freundin, die bereits als Nachhilfelehrerin tätig war, habe ihn dazu animiert, so Schalch. «Es macht Spass zu sehen, wie Altan Fortschritte macht. Das erinnert mich an meine eigene Schulzeit. Ich bin immer gern zur Schule gegangen. Diese Freude am Lernen möchte ich ihm weitergeben», begründet der Logistiker sein Engagement.

Mit Erfolg motivieren

Schalch weiss, wie wichtig Erfolgserlebnisse für die Motivation sind. «Meist starten wir deshalb mit Altans Lieblingsfach Rechnen und arbeiten uns zu den schwierigeren Themen vor», erläutert der Brugger. Am schwierigsten findet Altan das Schreiben. «Ich kann mich einfach nicht konzentrieren, weil die anderen Schüler immer schnattern», beklagt sich der Erstklässler. Seit er regelmässig mit Adrian übe, sei er aber schon viel besser geworden, ergänzt er stolz. Auch Altans Eltern freut es, dass der Nachhilfeunterricht so gut läuft. «Es ist toll zu sehen, wie es zwischen Altan und Adrian harmoniert», meint seine Mutter.

60 Kinder auf der Warteliste

Als es letztes Jahr hiess, Altan müsse vielleicht in die Einführungsschule, wandten sich die Eltern ans Aargauer Jugendrotkreuz. Die Eltern arbeiten beide im Schichtbetrieb in einer lokalen Fabrik. Privater Nachhilfeunterricht wäre eine grosse finanzielle Belastung für die Familie. «Drei Wochen später kamen Adrian und die Koordinatorin vom Jugendrotkreuz bei uns vorbei und kurz darauf hat der Nachhilfeunterricht begonnen», erinnert sich die junge Mutter. «So schnell geht es leider nicht immer», erklärt Projektkoordinatorin Alicia Portenier. «Derzeit stehen 60 Kinder auf unserer Warteliste. Vor allem in der Region Aarau, aber auch in ländlichen Gebieten des Kantons suchen wir dringend mehr Freiwillige.» Portenier hofft deshalb, dass sich bis zum Start des neuen Schuljahres weitere freiwillige Nachhilfelehrerinnen und -lehrer beim Aargauer Jugendrotkreuz melden, damit auch diese Kinder wieder mit Freude lernen können. Interessierte erfahren hier mehr über das Engagement.