Grosse Solidarität im grössten Badener Quartier

22 Personen hatten sich angemeldet, um im Kappelerhof Beschäftigungs-projekte für die Bewohner des neuen Asylzentrums zu kreieren. Gekommen sind fast 60. „Genial“, findet Stadträtin Regula Dell‘Anno.

Baden, 03.11.2017

«Wir könnten gemeinsam den Fahrplan oder kleine Zeitungsberichte lesen», schlägt Barbara Göring vor und schaut Habtom Haileab erwartungsvoll an. «Ja, das ist eine gute Idee», findet der junge Eritreer. Die gelernte Apothekerin nickt freudig und ihre Nachbarin notiert «Lesegruppen» auf dem Flipchart.

Viel Engagement, wenig Stühle

Die zwölf Personen in der Gruppe Sprachaktivitäten sammeln gemeinsam Ideen, um den Bewohnern des neuen Asylzentrums im Kappelerhof beim Deutschlernen zu helfen. An zwei weiteren Tischen im Quartiertreffpunkt werden Aktivitäten zu den Themen Begegnung und Sport geplant. Viele der angehenden Freiwilligen stehen. Es hat nicht genügend Stühle für die rund 60 Personen, die gekommen sind.

«Es ist überwältigend, dass sich so viele Leute in ihrer Nachbarschaft für die Integration der Asylsuchenden engagieren wollen», freut sich Silvana Lindt, die den Anlass organisiert hat. Als Leiterin der Badener Koordinationsstelle für Freiwilligenarbeit im Flucht- und Asylwesen hilft sie Freiwilligen, geeignete Einsatzmöglichkeiten zu finden oder – wie an diesem Abend – neue Projekte zu lancieren. Auch Stadträtin Regula Dell‘Anno zeigt sich in ihrer Ansprache beeindruckt «von der grossen Solidarität im grössten Badener Quartier».

«Jetzt bin ich in der Schweiz»

Bereits erhalten einige der Bewohner einmal pro Woche Deutschunterricht von Battal Kalan. Seit 14 Jahren engagiert er sich in der Region für Flüchtlinge und weiss: «Damit ein Projekt nachhaltig wirkt, sollte man die Asylsuchenden möglichst bald in die Planung einbinden». Deshalb hat er «seine Jungs» an diesem Abend auch mitgenommen.

Während den Gruppenarbeiten helfen die sieben Eritreer den Kappelern dabei, ihre Ideen zu schärfen und so verlieren beide Parteien langsam die Berührungsängste. Nachdem zum Schluss alle ihre Projektideen präsentiert haben, wenden sich zwei der Eritreer ans Publikum. «Ich habe keine Worte, um mich zu bedanken», sagt Haileab. Und sein Kollege, der in zwei Jahren noch kaum Kontakt zu Einheimischen hatte, ergänzt gerührt: «Jetzt weiss ich, ich bin in der Schweiz.»